
19.06.2025 Pressemitteilung
Berliner Denkspielplätze
- Tagesveranstaltung im FEZ-Berlin mit allen Beteiligten der Schuljahre 2023 bis 2025
- Philosophieren als Fundament der Demokratiebildung
- Acht Grundschulklassen aus sechs Berliner Bezirken beteiligt
- Förderung durch den Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung
Mit einem Philosophischen Erlebnistag am 2. Juli 2025 führen die Berliner Denkspielplätze alle Akteurinnen und Akteure zusammen, die in den letzten beiden Schuljahren das Projekt zu einem Meilenstein der Philosophischen Bildung gemacht haben. Rund 180 Kinder von acht Schulklassen aus sechs Berliner Bezirken blicken auf fast 50 Veranstaltungen zurück – und auf ein breites Spektrum an philosophischen Themen, die sie philosophierend und künstlerisch bearbeitet haben.
Das einzigartige Projekt, das Philosophie und Kunst zusammenbringt, wird inzwischen von einem breiten Netzwerk an Akteur*innen aus Kultur und Bildung in Berlin getragen. Ein Netzwerktreffen diskutiert im Rahmen der Veranstaltung die Perspektiven der Verstetigung, im Sinne der Demokratiebildung. Für das dritte Projektjahr sind neue Schritte geplant.
Der Berliner Verein Was denkst du? e. V. setzt das Projekt Berliner Denkspielplätze seit August 2023 in Zusammenarbeit mit dem FEZ-Berlin und sieben weiteren Berliner Einrichtungen der Kulturellen Bildung um. Ziel ist es, Kindern im Grundschulalter Räume für die Erforschung der eigenen philosophischen Themen und Fragen zu öffnen – im Gespräch und kreativ-künstlerisch. Alleiniger Förderer war in diesem Schuljahr der Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung (Fördersäule 2).
In den letzten beiden Jahren haben rund 180 Kinder aus acht Grundschulklassen und sechs Berliner Bezirken das Projekt durchlaufen. Über je ein Schuljahr hinweg besuchte jede Gruppe sechs Denkspielplätze, also vierstündige Veranstaltungen, bei denen die Kinder Zeit, Raum und Expert*innen an ihrer Seite haben, um einmal tief in ihre eigenen, oft existenziellen Fragen einzusteigen. Denn die Themen bestimmen die Kinder zu Beginn des Jahres selbst; jede Klasse hat ihr eigenes Curriculum. Je eine Philosophin und ein Künstler oder eine Künstlerin begleiten die Gruppen an den Vormittagen sowohl in der diskursiven als auch künstlerischen Auseinandersetzung. Die zentralen Kunstformen im Projekt sind Theater, Literatur und Illustration.
Alle Schulklassen, Philosophinnen und Künstler*innen treffen nun zum Abschluss beim Philosophischen Erlebnistag zusammen, um beim Philosophischen Parcours auf der Festwiese noch einmal auf die erarbeiteten Themen zu blicken und weitere Wunschthemen in Workshops zu vertiefen.
Bei den Denkspielplätzen geht es ums Selbstdenken und Argumentieren, um Perspektivwechsel und darum, genau hinzuschauen. Wie auf einem richtigen Spielplatz kann hier mit Gedanken wie mit künstlerischen Materialien experimentiert und gespielt werden, es gibt wechselnde Angebote und viel Gestaltungsspielraum. Partizipation steht im Fokus.
Die Chance des Formats beschreibt auch Eva Stollreiter, Vorsitzende des Vereins Was denkst du? und Leiterin des Projekts: „Theater, Dichtung und Illustration erweitern das Gespräch und bieten eigene Zugänge zu den großen Themen wie Tod, Krieg und Terror oder Glück. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, Kindern Räume zu öffnen, um miteinander über die Themen zu diskutieren, die sie wirklich bewegen. In Verbindung mit der Kulturellen Bildung steckt dabei ein riesiges Potenzial.“
Dass Philosophieren wirkt, auf individueller und sozialer Ebene, bestätigen auch die Lehrkräfte, die die Veranstaltungen begleiten. Jan-Heiko Kriener, Lehrer der Havelland-Grundschule in Schöneberg: „Darum geht es mir ja als Lehrer, dabei zu helfen, dass Kinder zu souveränen Akteuren in der Gesellschaft werden. Die Kinder haben als philosophische Fragen selbst ausgewählt: Was war am Anfang? Was ist die Wahrheit? Ist Geld gut? Herrlich! Man konnte nach jedem Denkspielplatz spüren, wie die Kinder ruhig und glücklich geworden waren.“
Um die Berliner Denkspielplätze ist in den letzten Jahren ein starkes Netzwerk entstanden, das das enorme Potenzial in der Verbindung von Philosophie und Kultureller Bildung sieht. Im ersten Projektjahr war die gelbe Villa – ein Projekt der Stiftung Jovita Hauptpartner, in diesem Jahr und im kommenden Schuljahr ist es das FEZ-Berlin. Hier finden im Spätsommer wieder die Auftaktveranstaltungen statt. Die stellvertretende Leiterin, Anne Großkurth, betont: „Beim Philosophieren können sich Kinder mit schwierigen und ambivalenten Themen auseinandersetzen. Sie lernen verschiedene Meinungen auszudrücken, abzuwägen und anhand ihrer Argumentationstiefe zu bewerten. Mit dem Projekt leisten wir so auch einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung.“
Weitere Partner sind das Kurt Mühlenhaupt Museum, das Haus für Poesie, das Literaturhaus Berlin, das Jugendkulturzentrum PUMPE, die Shakespeare Company Berlin und das Literarische Colloquium Berlin. Didaktisch begleitet von Beginn an Prof. Dr. Markus Tiedemann von der TU Dresden das Projekt; in Berlin unterstützt künftig die Humanistische Hochschule Berlin die Aktivitäten.
In Zusammenarbeit mit diesem Netzwerk bietet der Verein Was denkst du? e. V. das Projekt Berliner Denkspielplätze im nächsten Schuljahr wieder an. Neben weiteren Denkspielplätzen sind dann auch Netzwerktreffen und Methodenworkshops zum Philosophieren mit Kindern geplant, sodass neue Partner*innen dazustoßen können. Die Workshops gewähren Partner*innen aus der Kulturellen Bildung Einblick in die Methoden beim Philosophieren mit Kindern und ihre Integration in die eigene Arbeit – auch jenseits des Projekts.
Die Karl Schlecht Stiftung, die einen Schwerpunkt im Bereich der ethischen Bildung hat, unterstützt das Projekt ab dem 1. August 2025 als neuer Förderer.
Interessierte Journalist*innen können am Philosophischen Erlebnistag teilnehmen (9-14 Uhr). Auch ist es möglich, in den Wochen zwischen dem 16. und 27.06. 2025 einen Denkspielplatz mit Grundschulklassen im Literarischen Colloquium Berlin zu besuchen.
Kontakt:
Eva Stollreiter
Projektleitung
Vorsitzende Was denkst du? e. V.
eva.stollreiter(at)was-denkst-du.net
Mobil: 0177 - 623 80 63
Gefördert von:
Der Verein Was denkst du? Kinder und Jugendliche philosophieren e. V. besteht seit 2012 und fördert das Philosophieren mit Kindern in der Region. Er setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche mehr Raum dafür bekommen, in einem Klima gegenseitiger Anerkennung über ihre eigenen Themen nachzudenken und zu diskutieren, in der Kita, im schulischen und außerschulischen Bereich. Sein Hauptziel ist das Umsetzen von Angeboten für Kinder; zugleich vernetzt er Praktiker*innen und bietet Fortbildungen an. Weitere Informationen unter: www.was-denkst-du.net
Das FEZ-Berlin ist Europas größtes gemeinnütziges Kinder-, Jugend- und Familienzentrum. Seine vielfältigen Spiel-, Lern- und Erlebnisorte bieten kreatives Spiel, Spaß und Erholung. Seine inhaltlichen Angebote richten sich auf die Schwerpunkte des Globalen Lernens, Demokratiebildung, Bildung zur Nachhaltigkeit, Partizipation, Kulturelle Bildung und erlebnisorientiertes Lernen. Unter seinem Dach befindet sich die Landesmusikakademie Berlin, das größte Kindertheater Berlins: die Astrid-Lindgren-Bühne, das mehrfach ausgezeichnete Kindermuseum: das Alice-Museum für Kinder, das orbitall Raumfahrtzentrum, das fezino-Kino, Schwimmbad und Badesee, die preisgekrönte Öko-Insel und das Future Lab. Jährlich besuchen 800.000 Menschen das FEZ.
Das FEZ-Berlin wird betrieben durch das Kinder- und Jugendfreizeitzentrum und durch die
Landesmusikakademie in einer gemeinnützigen Betriebsgesellschaft des Landes Berlin.