22.08.2022 Pressemitteilung
ESA-Astronaut Dr. Matthias Maurer zu Gast im FEZ-Berlin:
Im Raumfahrtzentrum orbitall sprach der Astronaut Dr. Matthias Maurer am 20. August 2022 vor Kindern und Jugendlichen über seine Mission auf der Raumstation ISS. Anschließend taufte der Saarländer die neue Raumfähre des Zentrums auf den Namen "Europa".
Dass Matthias Maurer nicht auf dem Boden geblieben ist, ist nicht sprichwörtlich gemeint. Vergangenes Jahr brach der Saarländer im Auftrag der European Space Agency an Bord einer SpaceX-Kapsel zur Internationalen Raumstation ISS auf. Damit zählt Maurer zu den sehr wenigen Menschen, die wissen, wie es sich anfühlt, schwerelos durch das Weltall zu schweben. Erst kürzlich, im Mai, kehrte er zur Erde zurück.
Menschlich hingegen ist Maurer keineswegs abgehoben. Während seines Besuchs im FEZ-Weltraumzentrum orbitall erweist sich der Astronaut als Pädagoge. Auf die vielen neugierigen Fragen der Kinder, die gestern, am 20. August, zahlreich gestellt wurden, antwortet er herzlich, präzise und in für die Kinder gut verständlicher Weise.
Ob er gern auf dem Mars leben würde? Was das für ein Gefühl sei, die Erde aus dem All zu betrachten? Und wie fühlt es sich denn nun an, so völlig schwerelos an Bord einer Raumstation? "Am Anfang fühlt man sich wie ein Tropfen in der Kurve", sagt Maurer. "Man stößt ständig irgendwo gegen und kann seine Bewegungen nicht kontrollieren." Aber mit der Zeit gewöhne man sich daran. "Und dann wird es ganz einfach. Das kann jeder."
Maurer ist als erster Deutscher an Bord einer Falcon 9-Rakete zur Internationalen Raumstation aufgebrochen, und als erst zwölfter Deutscher überhaupt im Weltall gewesen. Das Deutschsein ist Maurer aber nicht wichtig: "Wenn man von der ISS aus zur Erde blickt, erkennt man natürlich keine Details. Aber dafür erkennt man, dass es da unten keine Grenzen gibt." Nationalitäten seien nicht wichtig: "Es müsste auf der Erde so laufen wie an Bord eines Raumschiffs. Da funktioniert es nur, wenn alle zusammenarbeiten. Auch hier auf dem Raumschiff Erde sind wir im Grunde genommen alle Astronauten."
Maurer erinnert die Kinder daran, dass es in der Raumfahrt völlig unerheblich ist, ob man als Junge oder als Mädchen geboren wurde. Die meisten Astronauten seien bislang zwar Jungen gewesen, "aber Mädchen können einen genauso guten, wenn nicht besseren Job machen" , so Maurer.
Anschließend nimmt der Astronaut an einer Zeremonie teil, die im orbitall auf eine lange Tradition zurückblickt: Als 39. Astronaut, der das FEZ besucht, setzt er seine Unterschrift auf die Außenhülle des Nachbaus des Sojus-Raumschiffes, dem "Museumsstück" des orbitalls. Dann tauft er die neue orbitall-Raumfähre auf den Namen "Europa".
Der Geschäftsführer des FEZ-Berlin, Thomas Liljeberg-Markuse, drückte seine Freude über den Besuch des Astronauten aus: "Bei der Vorbereitung auf Ihren Besuch ist mir etwas durch den Kopf gegangen”, sagt Liljeberg-Markuse. "Als Ihre Rakete zur ISS aufbrach, war unsere Welt noch mehr oder weniger in Ordnung. Nun ist sie das nicht mehr, es gibt wieder Krieg in Europa und die Fortsetzung der langjährigen internationalen Zusammenarbeit steht in Frage". Er verstehe das Motto von Maurers Mission "Cosmic Kiss" deshalb auch als eine Fortführung des Gedankens “einer geeinten Welt und eines gemeinsamen europäischen Hauses."
Dr. Matthias Maurer studierte Materialwissenschaft und Werkstofftechnik in Deutschland, Frankreich, England und Spanien, und lebte später außerdem in Argentinien und in Südkorea. Für seine Dissertation erhielt er mehrere Wissenschaftspreise. Neben seiner Muttersprache spricht Maurer Englisch, Französisch, und Spanisch. Für den Job als Astronaut lernte er außerdem Russisch und Chinesisch.
Am 23. März 2022 führte Maurer einen Außenbordeinsatz an der ISS durch. Es war der 441. Weltraumausstieg in der Raumfahrtgeschichte. Seine Mission "Cosmic Kiss" reichte von Grundlagenforschung bis hin zu anwendungsorientierter Wissenschaft in Bereichen wie Lebenswissenschaften, Materialwissenschaft, Physik, Biologie, Medizin oder Erdbeobachtung. Am 6. Mai 2022 kehrte Maurer an Bord der Raumkapsel Endurance sicher zur Erde zurück und wasserte im Golf von Mexiko vor der Küste Floridas.
Das Raumfahrtzentrum orbitall ist eine der Hauptattraktionen im FEZ. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft vermittelt es Kindern und Jugendlichen das Thema Raumfahrt auf informative, interaktive und unterhaltsame Weise. Zu seinen Gästen zählten bereits Sigmund Jähn, Reinhard Furrer, Edgar Mitchell, Waleri Bykowski, Reinhold Ewald, Thomas Reiter, Ulrich Walter und viele andere Astronauten. Ein besonderes Highlight stellt die modulare Innenarchitektur der Einrichtung dar, die sich an der ISS orientiert. Seit seiner Modernisierung waren rund 2 Millionen Raumfahrtbegeisterte im orbitall zu Besuch.