24.02.2017 Pressemitteilung

1.500 Besucher bei der 8. Internationalen Schülerfirmenmesse im FEZ-Berlin

1.500 junge Besucher nutzten die Möglichkeiten sich am 21. und 22. Februar bei der 8. Internationalen Schülerfirmenmesse im FEZ-Berlin zu informieren, auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

59 Schülerfirmen präsentierten ihre neuesten Innovationen aus den Bereichen Natur und Garten, allgemeine Dienstleistungen, Printprodukte auf Papier, Stoff und anderen Materialien, Kunst und Handwerk, Dienstleistungen neue Medien, Pausenverpflegung, Catering und fairer Handel.

Der Lernort Schülerfirma bietet die Chance, das in der Schule gesammelte Wissen praktisch anzuwenden, in einem Team zu arbeiten und das Zusammenspiel von Wirtschaftstheorie und Unternehmenspraxis kennenzulernen. Die Schüler erkennen ihre eigenen Fähigkeiten und lernen diese einzusetzen.

Die Möglichkeit zu erfahren, wie Wirtschaft und Unternehmen funktionieren, das Hineinversetzen in die unterschiedlichen Rollen innerhalb eines Betriebes, lässt Schüler facettenreich und positiv motivierend den Alltag der Erwerbstätigkeit erleben.

Im Mittelpunkt der Messe stand dieses Jahr der internationale Austausch: Neben Schülerfirmen aus vier verschiedenen Bundesländern waren erstmals vierzehn Firmen aus den europäischen Nachbarländern vertreten- sechs aus Russland, vier aus Schweden, zwei aus Polen und eine aus der Republik Montenegro.

Ausgewählte Portraits anwesender Schülerfirmen finden Sie anbei.

 

 

Portraits Schülerfirmen

8. Internationale Schülerfirmen-Messe im FEZ-Berlin

 

Berlin Bees

In Berlin gibt es bereits seit Jahren einen regelrechten Trend zum  Imkern. Die Schülerfirma Berlin Bees stellt aus ihrem Honig unter anderem Delikatessen wie Honig-Bienenstiche, Honig-Senf-Dips und Honigkekse sowie Kosmetikprodukte wie Lippenbalsam und Gesichtscreme her.

Die Emil Molt Akademie bietet seit Beginn des Schuljahres 2015/16 im Rahmen ihrer Ausbildungen zum staatlich anerkannten Kaufmännischen Assistenten Schülern mit einem Realabschluss auch eine berufsvorbereitende Teilnahme an der Schülerfirma Berlin Bees an: Die insgesamt 24 Mitarbeiter aus zwei Jahrgängen lernen mit eigenen Bienenvölkern Honig zu gewinnen und daraus Delikatessen, Kosmetikprodukte wie Lippenbalsam und Gesichtscreme sowie Teelichter und Kerzen aus Bienenwachs herzustellen.

Ihre schulische Begleitausbildung besteht neben der Produktion aus der Beschaffung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, der sach- und fachgerechten Lagerung, der Personalverwaltung, Unternehmensleitung sowie der Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit. Vier Lehrer fungieren als Projektleiter, darunter Yvonne Walther, die die Gründung der Honigproduktionsfirma initiiert hat.

Auf die Idee, eine Schülerfirma rund um Honigherstellung zu gründen, kam die Lehrerin Yvonne Walther während der Konzeptumstellung der Kaufmännischen Assistentenausbildung an der Schule. „Als waldorfpädagogische Berufsfachschule war dem Kollegium die Nachhaltigkeit der Schülerfirma besonders wichtig“, sagt sie.

Ende 2015 wurde die Schülerfirma zur Genossenschaft. Mittlerweile sind alle Schülerinnen und Schüler sowie viele Lehrer der Emil Molt Akademie als Genossen der Schülerfirma mit 5 € am Schülerfirma-Unternehmen beteiligt.

Auch nach Abschluss der Ausbildung besteht die Möglichkeit weiterhin Genosse der Schülerfirma zu bleiben. Viele der Schüler können sich zukünftig eine Unternehmertätigkeit vorstellen.

Noch gehen alle Einnahmen in die Entwicklung und Erstellung neuer Produkte. In Zukunft soll sich das ändern: Die Gewinne der Firma sind als Spenden für soziale Projekte in der Flüchtlingshilfe, für die Berliner Straßenkids und Mellifera e.V. (Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung) gedacht. „Für uns steht nicht der Gewinn im Vordergrund. Unsere Unternehmensziele sind ökonomischer, ökologischer und sozialer Natur“, sagt Yvonne Walther.

Da viele ihrer Produkte frisch hergestellt werden, produzieren die Berlin Bees bislang nur für Veranstaltungen. „Das Kreieren sorgt jedes Mal für gute Stimmung. Unser Fachlehrer Herr Staudacher ist gelernter Koch und steht uns bei der Herstellung mit Rat und Tat zur Seite.“ Wenn ein Verkaufsstand geplant ist, produzieren die Schüler in der Woche vor der Veranstaltung 10 - 12 Stunden. „Das Weihnachtsgeschäft lief gut. Neben schulinternen Weihnachtsverkäufen hatten wir auch Verkaufsstände auf drei Weihnachtsmärkten, unter anderem am Schloss Bellevue: „Da haben sich Herr Gauck und seine Lebensgefährtin Frau Schadt sehr viel Zeit genommen, uns und unsere Arbeit näher kennen zu lernen", sagt Yvonne Walther.

 

 

Eco-Cubes

Seit einem Jahr gibt es an der Oldenburger Oberschule Osternburg die „ Eco-Cubes“: Die Schülerfirma fertigt in ihrer Werkstatt Möbel aus hochwertigen Holzwürfeln.

Angefangen hat alles vor genau einem Jahr: Im Februar 2016 entstand innerhalb des Erasmusprojekts win 2 (Wirtschaftsunterricht international und handlungsorientiert gestalten) zwischen den Austauschstudenten der Oldenburger Oberschule Osternburg und den teilnehmenden Schülern aus Polen, Bulgarien und Oldenburg die Idee, im Austausch miteinander Schülerfirmen an den teilnehmenden Schulen zu gründen, die in Kontakt bleiben und miteinander Geschäftsbeziehungen eingehen.

Die Zehntklässler der Oldenburger Schule gründeten die Schülerfirma „Eco-Cubes“, die einmal in der Woche in Eigenregie und Eigenverantwortung Holzwürfel in der schulinternen Werkstatt herstellt. Die zum Leimen und Lackieren der Würfel verwendeten Materialen sind nachhaltig, das Holz stammt aus der Region. Die Firma ist eine Genossenschaft, die Einnahmen werden in Werkzeuge und Materialkosten reinvestiert.

Eine Stunde in der Woche arbeiten die Jugendlichen ihre Aufträge ab, vier Stunden in der Woche bekommen sie in einem fächerübergreifenden Profilunterricht wirtschaftliche und technische Grundkenntnisse vermittelt. Mit den Partnerschulen und den Schülerfirmen in Polen und Bulgarien stehen sie in engem Kontakt. Von der polnischen Partnerfirma „whynot“, die sich auf Marketing spezialisiert hat, wollen sie in Zukunft Flyer drucken lassen. Die andere polnische Partnerfirma, „StuArt“, die Schreibwaren an der eigenen Schule verkauft, will sich von den Oldenburgern Regale aus den Würfeln bauen lassen.

Die Schülerfirma der Oberschule Osternburg arbeitet mittlerweile bereits in der zweiten Generation an den Würfeln. Die erste Generation hat die Schule in der Zwischenzeit verlassen: mit einer besseren Einschätzung ihrer eigenen Interessen und Fähigkeiten während der folgenden Berufsausbildung. Die neuen Mitarbeiter haben sich schnell in die Firmenabläufe eingearbeitet und konnten bereits einen ersten eigenen Firmenerfolg verbuchen: Bei einem Wettbewerb der Volksbank gewannen sie den Preis für wirtschaftliche Allgemeinbildung. Bislang sehen sie nur ein einziges Problem bei der Arbeit: Mangelnde Zeit. „Wir haben viele Aufträge und nur zwei Stunden in der Woche, um alle Arbeiten zu verrichten.“

 

 

Fair World

Über das ungesunde Essen in Schulkantinen gibt es immer wieder Beschwerden. Die Schülerfirma „Fair World“ wollte nicht länger nur fertiges Essen aus der Kantine: Sie hat an der Domschule in Magdeburg ein Café eröffnet, in dem sie in der Pause frische, regionale Bioprodukte anbietet.

Entstanden ist die Idee zur Schülerfirma „Fair World“ im Religionsunterricht aus einer Diskussion über fairen Handel. Das Thema war: „Wer zahlt die Zeche, wenn ich mir billigen Kaffee kaufe?“, erzählt Frank Cüper,  der die Schülerfirma  nun bereits in zweiter Generation leitet. Da es in der schulinternen Kantine keine Bioprodukte gab und bei der Zubereitung auch nicht auf Saisonales und Regionales geachtet wurde, eröffneten die Mitarbeiter der Schülerfirma auf dem Schulgelände noch ein Café mit frischen Bioprodukten aus der Region.

Input zum Thema erhalten die Schüler auf Fachmessen des Weltladen-Dachverbands und Teilnahmen an Workshops der Gründerkids. Die erste Schülergeneration der Firma hat auch noch Catering auf Veranstaltungen gemacht: „Dabei ging es uns darum, den Fairtrade-Gedanken auch nach außen zu tragen.“ Die zweite Schülergeneration der Firma, eine bunt gemischte Gruppe aus 12 Schülern der Klassen 5 bis 9, die die Firma erst im September des letzten Jahres übernommen hat, bietet zur Zeit zweimal die Woche im „Fair World“- Café auf dem Schulhof selbst geschmierte Sandwiches aus regionalen Bioprodukten während der großen Pause an und bestückt einen Verkaufsstand mit fair gehandelten und produzieren Süßwaren und Knabbereien und Lehrerzimmer.

Ihre Produkte beziehen sie von den Fairhandels-Organisationen GEPA und El Puente oder von Bauern und Firmen der Region. Die Mitwirkung an der Schülerfirma ist ehrenamtlich, die Schüler bekommen die Teilnahme auf dem Zeugnis bestätigt, aber keine Punkte. Bislang gehen die Gewinne an die Schule oder werden in Neuanschaffungen reinvestiert. „Wir denken aber gerade darüber nach, eine Gewinnbeteiligung einzuführen und das Café öfter zu öffnen“, erzählt Frank Cüper.

 

 

Holz auf Holz

Die Firma Holz auf Holz konstruiert und produziert auf professionellem Niveau Holzprodukte, hauptsächlich Architekturmodelle und Weihnachtsdekorationen wie Fensterbögen und Teelichthalter. .

Als Eddie Ziesche, der Vorstand der Schülerfirma „Holz auf Holz“ vor vier Jahren das erste Mal am Tag der offenen Tür in seiner Schule, dem Gymnasium Pritzwalk in Brandenburg, Arbeiten der Firma sah, war für ihn klar: „Da will ich mitarbeiten.“ Gerade, erzählt der Schüler, hatte er zu Weihnachten eine Werkbank bekommen und gemerkt, dass ihm die Arbeit mit Holz Spaß macht.

Zurzeit arbeiten 20 Schüler bei „Holz auf Holz“ mit. Die Firma ist hierarchisch gegliedert, die Aufgaben klar verteilt: Neben dem Vorsitzenden gibt es einen stellvertretenden Vorsitzenden, einen Konstruktionsleiter, einen Produktionsleiter, einen Marketingleiter, einen Mitarbeiter in der Buchhaltung und Mitarbeiter für die Produktion. Zur Erhaltung des Gemeinschaftsgefühls gehen die Mitarbeiter ab und an Döner essen, am Ende der Beschäftigung erhalten sie ein  Arbeitszeugnis.

Ziesche spricht so professionell über die Schülerfirma wie andere Vorsitzende über ihre Firmen. Während seiner Zeit als Vorsitzender hat er gelernt, wie ein Unternehmen funktioniert und weiß, was eine Aktiengesellschaft ist. Die Schülerfirma ist im Gegensatz zu den meisten Schülerfirmen sehr professionell aufgestellt: Die Schüler arbeiten nicht ehrenamtlich, sondern werden nach Stunden bezahlt. Ihre Einnahmen variieren nach der Länge ihrer Beschäftigungsdauer und der Verantwortung ihres Tätigkeitsbereichs. „Es beginnt mit einem Euro pro Stunde, der Buchhalter verdient am meisten.“

Jeden Mittwoch, erzählt er, trifft sich die Schülerfirma um 14 Uhr, jede zweite Woche lernen die Schüler der Schule mit Ganztagsangeboten im Rahmen der Firma für eine Dreiviertelstunde Produkte räumlich am Computer zu entwerfen und anschließend zu konstruieren. Die meisten Mitarbeiter sind bereits in der neunten Klasse, einsteigen aber kann man mit Beginn der Gymnasialzeit in der siebten. „Am Anfang lernen wir erst einmal langsam die Computerprogramme kennen, erst später, ab der achten, neunten Klasse werden wir dann in der Konstruktion und Produktion eingesetzt“.

Hauptsächlich stellen die Schüler Weihnachtsdekorationen aus Holz her, die sie auf Weihnachtsmärkten verkaufen. „Das Weihnachtsgeschäft beginnt für uns immer bereits im Sommer. Da fangen wir an, Schnittbögen, Fensterbögen und Teelichthalter in verschiedenen Formen zu konstruieren." An Aufträge kommen auf Weihnachtsmärkten, bei Schulfesten und durch Mundpropaganda. Mittlerweile ist auch die Sparkasse der Region ein Auftraggeber.

In der  Regel, erzählt er, bekommen die Schüler keine Vorgaben: „Die meisten Kunden sagen einfach: 'Macht mal'.“ Schwierigkeiten bei der Konstruktion, sagt er, kennen die Schüler nicht: „Wir fuchsen uns in alles rein.“ Nur die Abgabefristen einzuhalten stellt sich bei größeren Aufträgen manchmal als schwierig heraus. Die Konstruktionsarbeit findet meist nachmittags nach Bewältigung der anfallenden Hausarbeiten statt, bei größeren Aufgaben zieht sie sich auch mal bis in den späten Abend.

Die Konstruktionen machen die Schüler mit professionellen Computerprogrammen. Eine computergesteuerte CNC-Fräse, übernimmt das Aussägen. Der bislang komplexeste Auftrag der Firma kam letztes Jahr vom Schloss Meyenburg: Die Schüler bauten für das Heimatmuseum des Ortes ein Miniaturschloss aus verschiedenen, verschiebbaren Einzelgebäuden. „Da mussten wir schon einmal Nachtschichten einlegen. Am Ende aber hat sich der Aufwand gelohnt.“

 

 

Lavendelkinder

Die „Lavendelkinder“ sind aus einem Zufall entstanden: Lehrerin Ina Kiewel wollte mit ihren Schülern, der 4. Klasse Wilhelm Busch-Grundschule inKönigs Wusterhausen im Werkunterricht etwas für den Muttertag basteln. In der Zeitschrift Tina entdeckte die Lehrerin ein Rezept, aus Lavendel Zucker zu machen.  

Mittlerweile stellen sie einmal pro Woche aus dem Lavendel im Schulgarten in einer professionellen Produktionskette eine Vielzahl an Nahrungsmitteln, Dekoartikeln und Kosmetika her: von Lavendelzucker über Schokolade mit Lavendelgeschmack, Lavendel- Kräuter-Salz, Fruchtaufstriche, Marzipanfiguren und Plätzchen bis hin zu Duftsäckchen und Seifen aus hochwertigem Fertigglyzerin und Badesalz. „Am Anfang ging es mir bei der Idee, aus der Lavendelherstellung eine Schülerfirma zu machen um eine Imageverbesserung der Schule. Ich wollte zeigen, dass auch eine Schule in einem sehr dicht besiedelten Wohngebiet was auf die Beine stellen kann“, erzählt Ina Kiewel. Mittlerweile ist aus dem Projekt eine richtige Firma mit zahlreichen festen Abnehmern in der Region geworden.  Unter anderem werden die Lavendelprodukte der Grundschüler in der Fußgängerzone von Königs Wusterhausen im Schaufenster des Konsum vertrieben. „Wir können gar nicht so schnell produzieren und aufstocken wie da verkauft wird“, lacht die Lehrerin.

Auch sonst ist die Schülerfirma sehr professionell: Die Lehrerin hat ihren Schülern eine eigene lila-weiße Produktionskleidung anfertigen lassen. „Für mich muss alles ein rundes Bild ergeben, ich bin Perfektionistin, erklärt die Lehrerin lachend. In den letzten Jahren hat sich ihr Perfektionismus ausgezahlt: Ihre Lavendelkinder gewannen gleich mehrere Preise: Zuletzt im Juli des vergangenen Jahres den Hauptpreis des bundesweiten Wettbewerbes „Klasse kochen“: Eine Einbauküche im Wert von 30.000 Euro.

Die von den Schülern erwirtschafteten Gewinne gehen in die Produktionskosten und werden für wichtige Anschaffungen reinvestiert. Was an Geld übrigbleibt, wird gespendet, unter anderem für ein Kinderhilfsprojekt in Gambia. 300 Euro behält die Lehrerin jedes Jahr als finanzielles Polster und für besondere Ausgaben wie kaputte Maschinen zurück. Demnächst hat sie vor, einen Teil der Einkünfte für eine Firmenreise zurückzulegen:  „Es soll in Deutschland einen Lavendelbauer geben, der aus  seinem Lavendel ätherische Öle herstellt“, erzählt sie. Ihm würde sie gerne zeigen, was ihre Schüler machen, quasi als Austausch deutscher Lavendelhändler.

Dass die „Lavendelkinder“, wie die Lehrerin die Mitarbeiter der Schülerfirma nennt, nichts von den Gewinnen ausbezahlt bekommen, sondern für ihre Mitarbeit lediglich Verhaltensnoten und zum Schuljahresende eine Tüte ihrer eigenen Produkte erhalten, tut ihrer Motivation keinen Abbruch: Von den insgesamt 300 Schülern der Schule, erzählt sie, bekunden beinahe alle Interesse an einer Mitarbeit. Sie selbst investiert jede Woche 15 Stunden ihrer Freizeit als Buchhalterin und Managerin in die Firma und veranstaltet für die Eltern der Mitarbeiter eigene Versammlungen. Man merkt: Die Lavendelkinder sind ein Herzensprojekt. „Die Aufnahme läuft bei uns wie in einer richtigen Firma“, erzählt sie stolz „Die Kinder bewerben sich und machen eine Probezeit. Wir hatten hier schon Kinder dabei, denen wurde schlecht von dem Geruch des Lavendels. Und dennoch wollten sie weiter mitmachen.“

 

 

Medien & Büro   

Die Schülerfirma "Medien & Büro" bietet seit 2007 Hardware-Reparaturen von Computern und Handys, Webseitenprogrammierung, sowie das Designen und Layouten von Karten und Aufdrucken an.

Wenn Daniel Falk und Lisa Marie Wilke über ihre Schülerfirma „Medien & Büro“ reden, könnte sich so mancher Marketingleiter eine Scheibe von ihrem Enthusiasmus und ihrer Eloquenz abschneiden: Die beiden Vorstandsmitglieder der Firma erzählen abwechselnd, dass ihre Schülerfirma im Rahmen von „Klasse Unternehmen“ im Jahr 2015 zur besten Schülerfirma bundesweit gewählt wurde und neulich sogar Besuch vom Potsdamer Oberbürgermeister bekommen habe.

Beide Abiturienten arbeiten seit der Mittelstufe in der Schülerfirma der Potsdamer Lenné-Schule mit, zu deren Dienstleistungen neben Hardware-Reparaturen von Computern und Handys auch Webseitenprogrammierung, Layouten von Karten sowie Designen von Aufdrucken gehört. Seit ein paar Jahren haben sich die Mitarbeiter so viel Fachwissen erarbeitet, dass sie auf Gründermessen Workshops zum Thema Bildbearbeitung geben.

Gegründet wurde die Schülerfirma 2007 - als erste von mittlerweile sieben Firmen an der Schule.

„Unser Lehrer Thomas Jandt“, erzählen Daniel Falk und Lisa Maria Wilke, „wurde ständig gebeten, die schulinternen Computer zu reparieren.“ Als der Informatiklehrer es zeitlich nicht mehr alleine schaffte, initiierte er die Gründung der Schülerfirma. Das für die Reparaturen notwendige Fachwissen brachten sich die Mitarbeiter der Firma von Anfang an durch learning bei doing selbst bei. Dabei arbeiten sie mit einem Werkzeugkoffer der DIY-Firma „Ifixit“.

Die Abteilungen Handy- und Computerreparatur nehmen sich hauptsächlich defekten Geräten von Schulkameraden und Lehrern an, die Abteilung Systeme und Dienstleistungen bearbeitet hauptsächlich externe Aufträge. „Am Anfang stand die Computerreparatur im Vordergrund“, erzählt Lisa Marie Wilke. „Mittlerweile ist die Nachfrage nach Handyreparaturen größer.“ Oft, erzählt sie, müsse man vermeintlich kaputte Handys nur zurücksetzen oder ihre Betriebssysteme aktualisieren.

Die Firma steht unter der Obhut des Fördervereins der Schule, um das Rechtliche kümmert sich nach wie vor der Lehrer Herr Jandt. Die Schülerfirma ist nicht kommerziell: Alle Einnahmen werden reinvestiert, die Schüler arbeiten ehrenamtlich. Für Weiterbildungen bekommen sie Zertifikate, am Ende erhalten sie ein Arbeitszeugnis.

Daniel Falk ist über seine Leidenschaft für Webseitenprogrammierung zu der Mitarbeit in der Firma gekommen, Lisa Maria Wilke hatte keine technischen Vorkenntnisse, aber ein gutes Händchen. Mittlerweile machen ihr Handyreparaturen so viel Spaß, dass sie sich sogar vorstellen könnte, beruflich irgendwann einmal etwas in der Richtung zu machen. Die Erfahrungen aus der Mitarbeit in der Schülerfirma aber wollen beide nicht missen: „Von der Arbeit kann man nicht nichts mitnehmen. Dazu müsste man einfach nie da sein“, sagt Daniel Falk.

Gerade haben die beiden an ihrer Schule eine neue Schülerfirma gegründet: „Konditoria“, ein Unternehmen, das eingeweckten, haltbaren Kuchen über das Internet vertreibt. Auf die Idee kamen sie, als eine Schulkameradin ihrer Schwester  einen Kuchen schicken wollte. „Hier inspiriert eine Schülerfirma die andere“, lacht Lisa Maria Wilke.

 

 

Moebellira

Wer einmal in Berliner Hipstercafés oder Studentenwohnungen war, kennt den Trend, Weinkisten zu Möbeln umzufunktionieren. Die Schülerfirma Moebellira des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums  hat das professionell aufgezogen

„Die Idee, etwas aus alten Weinkisten zu bauen, lag auf der Hand“, sagt Amelie Sorge. Seit Jahren kann man in Berliner In-Cafés, Wohnungsdekorationsmagazinen und Studentenwohnungen den Trend beobachten, alte Weinkisten in Tischchen, Wandregale und Bänke zu verwandeln. Die Schülerfirma Moebellira des von Hutten Gymnasiums in Berlin, in der Amelie Sorge zusammen im Rahmen des Grundkurses „Studium und Beruf“ mit circa dreißig anderen Elftklässlern arbeitet, hat das nun professionell aufgezogen und baut Regale und Bänke, die sie über ihre Internetseite und auf Märkten vertreibt.

Auf die Idee mit den Kisten kamen die 11 Schüler des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums bei einem Brainstorming zu Nachhaltigkeit und Upcycling. Im September letzten Jahres sind sie in Produktion gegangen und haben in jeweils drei Schulstunden in der Woche die ersten Regale und Bänke verleimt und zusammengenagelt und Kissen aus alter Bettwäsche für die Bänke genäht. Die ersten Weinkisten haben sie von einem Weinhändler bekommen, um Konstruktion und Marketing kümmern sich alle zusammen. Bislang haben sie 10 Möbelstücke verkauft, 20 Kisten haben sie noch auf Lager. Für 18 Euro das Stück können Neukunden individuelle Maßanfertigungsstücke bestellen.

Die einzelnen Tätigkeitsbereiche haben die Schüler nach Fähigkeiten verteilt, erzählt Amelie Sorge. Sie selber konnte als einzige nähen und war somit für das Nähen der Kissen zuständig, hat einer Mitschülerin in der Zwischenzeit aber auch Nähen beigebracht. In jeder Abteilung der Firma, erklärt die Schülerin, sind immer zwei Mitarbeiter beschäftigt. Außer der Produktion gibt es noch den Vorstand, Finanzen, Marketing und Verwaltung.

Die Schüler planen, ihre Bänke und Regale hauptsächlich auf Märkten zu verkaufen: „Da werden die meisten Bestellungen aufgegeben und Anteilsscheine gekauft“, erklärt Amelie Sorge. Ein Anteilsschein kostet 10 Euro. Die Einnahmen werden von den Schülern bislang eingefroren, später wollen sie sie einmal spenden. Zur Zeit sind sie auf der Suche nach neuen Obst- oder Weinhändlern, die der Firma umsonst Kisten zur Abholung zur Verfügung stellen.

 

Ton & Film

Die Schülerfirma "Ton & Film" der Lenné-Schule ist aus dem Schulradio entstanden und macht neben der Technik bei Events alles rund um Digitalisierung und Schnitttechnik

Die Schülerfirma „Ton & Film“ der Potsdamer Lenné-Schule ist 2011 aus dem Schülerradio der Schule entstanden. Annabell Hoffmann, die zur Zeit in der Firma arbeitet, erzählt: „Am Anfang gab es einfach immer wieder eine Nachfrage nach technischen Experten für schulinterne Veranstaltungen. Die Radiomitarbeiter waren da am qualifiziertesten.“ Nach und nach kamen dann noch ein externer Eventservice und Bitten um die Digitalisierung verschiedener Medien. „So ist es step by step zu der Schülerfirma gekommen."

Zur Zeit arbeiten 15 Mitarbeiter in der Firma und bieten neben Ton- und Lichttechnik für Events auch einen Schnittservice für Filme sowie Digitalisierungsarbeiten aller Art an: Am häufigsten konvertieren die Schüler analoge Audio- und Videomaterialien auf CDs und Sticks. "Mittlerweile ist Eventservice unser größter Posten“, sagt Annabell Hoffmann lächelnd. Aber auch Digitalisierungsanfragen bekommen die Abiturienten häufig. Zuletzt hatte die Firma einen großen Auftrag des Naturkundemuseums in Potsdam: „Für die haben wir 500 Dias digitalisiert." Ihr Angebot verbreitet sich hauptsächlich über Mundpropaganda: „Als Schülerfirma sind wir deutlich günstiger als die Konkurrenz.“ 2,50 Euro berechnen die Schüler pro halbe Stunde, die DVDs kosten extra.

Technisches Vorwissen ist für eine Mitarbeit günstig, aber nicht notwendig: „Die meisten von uns sind schon sehr technisch versiert, aber wir bringen einander auch Dinge bei und die Deutsche Kinder und Jugendstiftung ermöglicht uns ständige Weiterbildungen in Form von Workshops. Den letzten zu Video und Ton hatten wir zum Beispiel bei Silvio Schneider, dem Ton- und Lichttechniker am Hans-Otto-Theater."

Annabell Hoffmann ist seit der 7. Klasse bei dem Unternehmen dabei: „Ein Freund hat mich gefragt, ob ich nicht mitmachen möchte. Ich habe mal reingeschnuppert und bin hängengeblieben“, erzählt sie. „Die Arbeit macht riesigen Spaß, wir lernen nicht nur technisch viel dazu, sondern können auch eigene Ideen umsetzen und haben kreativen Spielraum, können mal dem Schulalltag entfliehen.“

Angerechnet wird den Schülern die Arbeit nicht: „Wir machen das ehrenamtlich, werden bei größeren Aufträgen aber schon einmal freigestellt.“ Die Schüler arbeiten wie alle professionellen Firmen nach Auftragslage: Alle zwei Wochen treffen sich die Schüler in der großen Pause und gehen die neuesten Anfragen durch. Die Nachfrage steigt.

Annabell Hoffmann ist sicher: „Gerade die Anfragen nach Digitalisierung werden in den nächsten Jahren zunehmen – die Menschen beginnen doch gerade alle, ihre Sachen aufzubewahren für die Ewigkeit. Irgendwann gibt es keine Diaprojektoren mehr.

Schon jetzt sagen die Leute ständig

Schon jetzt sagen die Leute ständig: „Ach, ich hab' noch so viele Dias zu Hause, die schicke ich euch mal."

Die 8. Internationale Schülermesse wurde von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt und in Zusammenarbeit mit vier erfahrenen Partnern veranstaltet: der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, dem Institut der deutschen Wirtschaft mit seinen JUNIOR Programmen, dem Institut für ökonomische Bildung der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sowie der Servicestelle-Schülerfirmen kobra.net

kobra.net - This website is for sale! - kobra Resources and Information und der Koordinierungsstelle Berliner Schüler-Unternehmen vom Fachnetzwerk Schülerfirmen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.