Foto: Anna Nestrenko

04.11.2016 Pressemitteilung

RETTUNG IN SICHT

Olympiaschwimmerin Yusra Mardini unterstützt das deutschlandweit einmalige Schwimmprojekt für Geflüchtete im FEZ-Berlin

„Im Mittelmeer sind seit 2014 mehr als 10.000 Menschen  ertrunken. Es werden nach wie vor dringend mehr Hilfsschiffe und Rettungsschwimmer benötigt. Dass nun Menschen mit Fluchterfahrung hier in Deutschland die Chance bekommen, sich zum Rettungsschwimmer ausbilden zu lassen um selber Leben zu retten, finde ich großartig. Deswegen unterstütze ich ‚Rettung in Sicht‘.“

Yusra Mardini, syrische Profischwimmerin und Olympiateilnehmerin 2016

Bei einem öffentlichen Schwimmtraining mit Yusra Mardini, dem Gesicht des Refugee-Teams bei Olympia, stellte das FEZ am 2. November das Projekt „Rettung in Sicht“ vor. Im Rahmen des Mitte September begonnenen Pilotprojekts wird das FEZ in den nächsten sieben Monaten sechs Geflüchtete zu Rettungsschwimmern ausbilden.

2015 kamen 79.034 Geflüchtete nach Berlin. Es auf den Arbeitsmarkt zu schaffen, ist für sie mit großen Hürden verbunden: Oft werden ihre Abschlüsse nicht anerkannt, Ausbildungen scheitern an einer vergleichbaren schulischen Vorbildung. Das FEZ-Berlin suchte nach Möglichkeiten, Geflüchtete auch ohne Vorlage von Zeugnissen ausbilden zu können. Um Rettungsschwimmer zu werden reicht ein so genannter Kompetenznachweis, schulische Voraussetzungen spielen keine Rolle. Die Aussicht auf Stellen in den Berliner Bäderbetrieben ist gut: Es herrscht ein Mangel an Rettungsschwimmern.

Besonders Rettungsschwimmer, die die Sprachen der zu uns gekommenen Menschen sprechen, sind gefragt. In den Sommermonaten stellten die Neuzugezogenen gerade für Schwimmbäder eine Herausforderung dar: Viele Geflüchtete können nicht schwimmen, Hallenbäder und die damit einhergehenden Badeordnungen sind ihnen fremd. Nicht selten betätigen sich  deutsche Bademeister als Sozialpädagogen, wegen sprachlicher Barrieren meist ohne Erfolg.

Mit „Rettung in Sicht“ setzt Thomas Liljeberg-Markuse,  Geschäftsführer des FEZ, auf Modellcharakter: „Das FEZ bietet anschließend mindestens einem der Projektteilnehmer eine berufspraktische Perspektive. Bei erfolgreichem Ausbildungsverlauf werden wir unsere Erfahrungen auch auf andere Arbeitsbereiche übertragen und im Rahmen von Praktika weitere Menschen mit Fluchthintergrund ausbilden lassen.“

Einer der sechs Auszubildenden von „Rettung in Sicht“ ist Ezzat Mardini, der Vater und einstweilige Trainer von Olympiateilnehmerin Yusra Mardini. Die Geschichte der 18-Jährigen ging um die Welt: Bei ihrer Flucht über das Mittelmeer rettete die syrische Schwimmerin im Sommer 2015 gemeinsam mit ihrer Schwester Sarah 18 Passagieren ihres Schlepperbootes das Leben. Als der Außenbordmotor ihres Schlauchbootes versagte, sprangen Yusra und Sarah Mardini ins Wasser und zogen das Boot über drei Stunden die neun Kilometer vom türkischen Izmir über die Ägäis bis zur griechischen Insel Lesbos. Im Sommer 2016 nahm Yusra Mardini an den Olympischen Spielen teil. Das Time Magazine wählte die Wahlberlinerin jüngst zu einem der 30 einflussreichsten Teenager weltweit.